Polizeidesaster– Politikversagen – Ekelmedien: 25 Jahre Gladbecker Geiseldrama

 

Am Wochenanfang habe ich im “Focus” den Bericht und das Interview mit Ines Voitle, die überlebende Geisel, gelesen. Es gab eine kurze Doku in der “Aktuellen Stunde” zum Thema und die Berichterstattung über die mögliche Freilassung des grenzdebilen Mörders Degowski. Und die gallige Erinnerung an eines der widerlichsten Geschehnisse, die je in der BRD passierten, kamen wieder hoch.

Interessanter Weise hat meine Tochter (17) den Artikel gelesen und die Berichte im TV mit Interesse verfolgt – und sich empört über das, was damals geschehen ist. Über das, was man damals in etwa Gleichaltrigen angetan hat, wie man mit den Geiseln umging, wie die Polizei versagt hat und wie sich die Medien verhalten haben. Unglauben, als ich ihr sagte, dass ein Journalist den Geiselgangstern sogar den Weg aus Köln gezeigt hat. Wir haben lange diskutiert.

Was zeigt, wie dieses Ereignis nachwirkt.

Ich habe damals die Berichterstattung mit Faszination und Ekel verfolgt. Man konnte sich dem kaum entziehen. Verwunderung, dass Reporter mit den Geiselnehmer in der Bank telefonieren konnten. Dass einer wie Frank Plasberg ein Live-Interview führen konnte. Wie man erfuhr, dass die Gangster auf der Flucht noch die Lebensgefährtin von Rösner abgeholt haben. Wie man nicht in der Lage war, die Verbrecher zu stoppen. Dass Journalisten sich für die Geiseln austauschen ließen. Und dann der Linienbus in Bremen gekapert wurde. Wieso konnten Journalisten in den Bus um Fotos zu machen? Warum konnten die Geiselnehmer mit dem Bus in die Niederlande flüchten? Wieso war kein Krankenwagen in der Nähe als Degowski den jungen Italiener erschossen hat? Und dann die widerlichste aller Szenen: Der von den Niederländern zur Verfügung gestellte Flucht-BMW mit den drei Geiselgangstern und den Geiseln Ines Voitle und Silke Bischoff mitten in Köln – umlagert von einer Meute Reportern, TV-Kameras. Unglaublich. Ich werde nie, in Ewigkeit nicht, den Gesichtsausdruck von Silke Bischoff vergessen, die Waffe von Degowski, der sie auch noch in die Polster drückte, am Hals. Und sie gefragt wurde, wie es ihr ginge. Und sie mit diesem panischen, angsterfüllten Gesichtsausdruck antwortete: Gut.

Ein paar Stunden später war sie tot. Und der Rest der Wagenbesatzung schwer verletzt – wegen einer mehr als dilettantischen Befreiungsaktion auf der Autobahn.

Wie traumatisiert die Geiseln immer noch sind zeigt sich an den Aussagen von Ines Voitle im “Focus” – dem  Blatt, dass damals noch nicht existierte – und die kurze Erwähnung, was mit der Schwester des jungen Italieners passiert ist, die ja mit ansehen musste, wie ihr Bruder erschossen wurde. Und dass man nichts, aber rein gar nichts für die Geiseln getan hat.

Wie mag es den Angestellten der Bank ergangen sein? Den Geiseln aus dem Bus? Den Angehörigen des verunglückten holländischen Polizisten? Scheint nicht von Interesse sein. Rösner und Degowski stehen immer noch im Vordergrund der Berichterstattung. Und die Empörung darüber, dass Degowski wohl auf seine Freilassung vorbereitet werden soll. Rösner heiraten will. Und vielleicht auch in einigen Jahren Frei kommt.

Sicher: Die Polizei war mit der Situation völlig überfordert. Ebenso die politischen Entscheidungsträger. Was am meisten anwiderte, jedenfalls mich, war die Rolle der Medien. Die wird auch gerne bei Dokus über dieses Ereignis so nebenher erwähnt. Konzentriert wird sich auf das Versagen der Sicherheitskräfte.

Heute, am 16.08.2013, 25 Jahre nach dem Ereignis, gibt es eine Dokumentation auf dem WDR. Zur Zuschauerfreundlichen Zeit um 23:15 Uhr. Da schaut man bestimmt gerne zu.

 

Gladbecker Geiseldrama: 54 Stunden Staatsversagen – Inland – FAZ

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Regenloch

Regnet es aus des Himmels Mitte

Habe ich eine große Bitte:

Regne doch woanders hin

nämlich da wo ich nicht bin.

 

Immer wenn der Himmel weint

kommen mir die Tränen

denn nur wenn die Sonne scheint

werde‘ ich schönes Wetter wähnen.

 

Urlaubsreise, dass wär ein Spaß

aber da war doch was?!

Ach, dass wird so nicht funzen

fehlen mir die Penunzen

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25 Years – I got 25 Years

Na gut, in dem Lied von “The Catch” irgendwann aus den 1980ern geht es allem Anschein nach um jemanden der bedauert für 25 Jahre hinter Gitter zu müssen. Und sein Leben verhunzt hat. Komischer Weise gefiel mir das Lied obwohl der Sound nicht unbedingt der meine ist.

Nun gut. Die Frage, die auf meinen Hinweis auf unsere Silberhochzeit öfter kam, war “Und wie lange musste noch?” Ehe als lebenslanges Gefängnis… Ja, Witze gibt es genug darüber. Und wenn ich so zurück blicke ist auch unwahrscheinlich dass ich dieses Jubiläum feiern durfte.

Als ich meine Frau kennenlernte war ich in keiner komfortabler Situation. Grade aus dem Heim, irgendwie schon gescheitert und resigniert. Und durch die Liebe immerhin gerettet so manches Tal durchschritten – aber auch sehr viele Höhen. Niemand hätte einen Pfifferling gegeben dass unsere Beziehung überhaupt 1 Jahr übersteht. Inzwischen sind wir das einzige Paar aus dieser Zeit im Bekannten und Verwandtenbereich dass noch zusammen ist.

Und trotzdem: Manchmal kommt einem die Ehe wie ein Gefängnis vor. Aber alles in Allem: Keines aus dem man unbedingt ausbrechen muss. Sind die Fesseln nur weit genug. Für beide Partner. Und was auch zusammenschweißt: Die Aufzucht des Nachwuchses. Wenn sie auch nicht das Einzige ist. Da kommen auch so viele Erlebnisse, die verbinden. Und das Gefühl, zu Hause zu sein.

Ja, die Wünsche, nochmal 25 Jahre zu schaffen, sind geäußert worden. Und man möge sich wünschen, dass man das auch schafft. Möglich ist Alles.

The Catch – 25 Years

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Schluck Auf, Genossen und – innen

Und wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Ein Jahr, dass schon vor einigen Tagen enden sollte – hat nicht geklappt. Im nächsten Jahr soll es einen Ausweichtermin geben. Und wenn nicht – irgendwann klappt es schon mit der Apokalypse.

Jetzt ist ja die Zeit, zwischen den Jahren, in der man gerne auf das zurückliegende Jahr schaut. Und was kommt dabei rum? Erstaunlich wenig. Es haben uns, teilweise überraschend, einige Promis verlassen. Und, noch schlimmer, Freunde und Verwandte. Und immer öfter taucht das eigene Geburtsjahr dabei auf. Ja, man wird älter. Und dass ist nicht immer ein Grund zur Freude. Das zumindest hat dieses Jahr auch deutlich gemacht: Altersarmut droht.

Gleichwohl: Armut macht sich breit in unseren Breiten. Komischer Weise immer dort besonders stark wo die Sozialdemokraten regieren. Und wo sie regieren und es ist nicht so dann sind sie grade erst an die Macht gekommen. Ob es da irgendeinen Zusammenhang gibt? Böser Schelm…

Nein, wirklich neues bot dieses 2012 nicht. Die Euro- Wirtschafts- Bankenkrise geht ungehindert weiter. Und trotzdem fluppt es noch. Noch. Vielleicht ändert sich das ja im nächsten Jahr, vielleicht geht auch die Welt unter. So lange jedoch sollte man eines nicht vergessen: Zu leben. Der Trend, dieses Leben zu entmenschlichen, setzt sich ungehindert fort. Die Menschen leiden darunter – und haben vielfach keine Kraft, dieses zu ändern. Burn-Out ist ja eines der Schlagworte. Gleichzeitig entsozialisiert sich die Wertegemeinschaft. Und auf der Suche nach Sozialisation finden viele Heimat in radikalen Gruppen.

So sei es. Resignativ betrachtet wird man den Lauf der Dinge ohnehin nicht aufhalten. Dazu gehört auch, dass „der Staat“ sich immer stärker in das Leben seiner Bürger einmischt. Ihm vorschreiben will wie er zu leben hat. Wenn er es nicht freiwillig tut dann wird er eben gezwungen. Irgendwann wird die Gesellschaft uniform sein. Und keiner merkt es mehr. Und die, die es merken, werden entsorgt…

Nun gut. Ich will da auch nicht zu pessimistisch sein. Muss man ja nicht bei 7 Milliarden Menschen die eindeutig zu viel sind für diesen Planeten. Das regelt sich bestimmt von ganz allein. Womit wir wieder bei der Apokalypse wären. Besser: Apokollaps. Denn irgendwann wird das „System der Dinge“, wie der geneigte Zeuge Jehovas so gerne sagt, kollabieren. Wegen zu wenig Rohstoffe und deren ungerechte Verteilung. Zum Beispiel. Oder Nahrungsmittelknappheit. Oder…

Carpe Diem. So sollte das Motto sein im nächsten Jahr. Lernen, den Tag zu leben. Oder, wie es im Matthäusevangelium Kapitel 6 V27 so schön heißt:

Wer von euch kann sich denn durch Sorgen das Leben auch nur um einen Tag verlängern?

Also: Kommt gut ins neue Jahr und füllt es gut.

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Tag des Deutschen Einheitsbreis

Schon öfter habe ich mich über die deutsche Einheit ausgelassen. Über die deutsche Historie. Und darüber, dass an diesem Tag auch der “Tag der offenen Moschee” begangen wird. Will ich immer wieder das Gleiche verwursteln? Nein, will ich nicht.

Ich habe ohnehin den Eindruck, dass die Deutschen im allgemeinen nicht freudetrunken durch die Landschaft wanken. Vielleicht ist inzwischen auch so etwas wie Nationalstolz, ein Patriotismus gar, erwachsen. Und auch ein Nationalismus auch. Aber so im Alltag ist davon nichts zu spüren. Sicher, unsere Führungsspitze stammt aus Ostdeutschland – aber immerhin Pfarrerstochter und Pfarrer, womit auch die Herkunft etwas relativiert wird.

Nein, Deutschland ist ganz gut in Europa integriert. Was im deutschen Alltag auch keine große Rolle spielt – außer vielleicht die Frage, die sich der gemeine Bürger stellt: “Wo isse hin, meine sauer verdiente Kohle?” Womit wir auch wieder im Osten wären und den Solidarleistungen, die die Deutschen aufbringen müssen – an der Diskussion in der letzten Zeit sieht man schon ganz deutlich die Trennung, die immer noch durch Deutschland geht. Und die wird gerne genutzt von der Politik um Stimmung zu machen. Um von ihren eigentlichen Interessen abzulenken.

Angeblich leben wir im freiesten und demokratischsten deutschen Staat, der jemals existierte. Und dagegen lässt sich auch wenig einwenden. Aber ist es nicht doch ein wenig pseudo-frei? Ein wenig pseudo-demokratisch? Denn, und dass sollte man bedenken, wo ist der Bürger denn wirklich an den politischen Entscheidungen beteiligt? Mit der Stimmabgabe am Wahltag ist der Wähler seine Stimme los und hat sie an jemand anderen abgetreten. Was von den meisten, die ohnehin mit der Politik überfordert sind, auch gerne so angenommen wird. Das Stimmrecht nimmt also ein gewählter Vertreter war – der aber im Prinzip seine oder die Interessen seiner Fraktion vertritt und nicht den der Bürger in seinem Wahlkreis.

Nun gut, bislang hat das ja auch funktioniert. Bezahlt wird das aber mit Politikmüdigkeit – besser: Politiker-Müdigkeit – und damit einhergehender sinkender Wahlbeteiligung. Und ich habe den Eindruck, dass wird gerne gesehen. Von der Politik. So bleibt man unter sich.

Um den Bürger abzulenken wird auch gerne agitiert. Da wird Ost gegen West und umgekehrt aufgehetzt. Oder der “anständige” Deutsche gegen die “schlecht zu integrierenden Ausländer” aufgewiegelt. Oder gleich gegen den Islam. Oder Nichtraucher und Raucher gegeneinander ausgespielt. Natürlich gerne geschickt mit dem Hinweis auf europäische Rechtsangleichung. Und Gesundheitsaspekte. Oder kulturelle Eigenheiten. Oder….

Das lenkt auch dann davon ab, dass man mit Verordnungen und Gesetzen immer mehr die individuelle Freiheit einschränkt. Im Prinzip wird der Bürger, wenn er nicht so funktioniert wie Politik sich das so vorstellt, für unmündig erklärt und ihm vorgeschrieben, wie er zu leben hat. Und es lenkt auch davon ab, dass wir uns bald auch erhebliche wirtschaftliche Probleme einzurichten haben. Darunter wird natürlich in erster Linie der gemeine Bürger zu leiden haben. Und es kommt sicher nicht von ungefähr, dass angestrebt wird, die Bundeswehr auch im Inneren einzusetzen. Oder glaubt einer, dass die Aussetzung der Wehrpflicht einfach so passiert ist?

Nein, man ist bestrebt, einen Einheitsbrei, der leicht zu manipulieren ist, einzurichten. Glaube ich. Und dass die Zeiten hierzulande nicht wirklich besser werden. Aber dass sind nur so meine Gedanken zum 3. Oktober.

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Alles muss, nichts kann

Seit meinem letzten Eintrag in diesem Blog ist ja einige Zeit vergangen. Und so viel ist passiert. Eine für NRW nicht so gut ausgegangene Landtagswahl. Oder eine Sparkatastrophe in Moers, meiner Heimatstadt. Die Kinder haben jeweils einen guten Schulabschluss hingelegt und die Weichen für die Zukunft gestellt.

Und überhaupt. Letztendlich – na ja. Irgendwie berührt mich die augenblickliche Weltlage nicht so unbedingt. Vielleicht liegt es auch daran dass ich jetzt mit 50 ein Alter erreicht habe, dass vermute lässt, dass ich nicht mehr so lange habe. Und ich möchte gerne abtreten bevor ich hinfällig werde. To die before I get old.

Die Kinder, wie gesagt, gehen ihren Weg und ich begleite sie gerne dabei. Aber irgendwie habe ich meinen “Job” erfüllt. Und so kommt vieles zusammen was mich auf eine seltsame Art ausgepumpt fühlen lässt. Daran hat auch mein sonst erholsamer Urlaub nicht viel geändert.

Das Gefühl, sein Leben irgendwie ändern zu müssen. Oder einen Schups in eine andere Richtung zu geben. Oder…. Midlife Crisis?! What Crisis? Sicher auch. So ein Stück weit. Die Sehnsucht nach einer Auszeit – reflektieren, analysieren. Um dann weiter zu gehen.

Andererseits kann ich mit der Entwicklung, die mein Leben genommen hat, ganz zufrieden sein. Wenn man die Startbedingungen mal betrachtet und schaut, wo ich jetzt stehe, kann man von viel Glück, Fügung oder wie auch immer sprechen.

Nun gut. Jammern nutzt ja nichts. Und der Zwang zu grübeln verschwindet bestimmt mit der Zeit. Aber es lähmt ein wenig.

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Streichkonzert und Attraktivität

Moers 26.02 (11)

Gut einen Monat habe ich nichts mehr in meinem Blog geschrieben. Dabei ist doch so viel passiert. Einerseits. Andererseits – bin ich manchmal so müde vom Weltgeschehen. Nun gut.

Heute jedenfalls habe ich mit Interesse die Sparvorschläge der Verwaltung der Stadt Moers, meiner Heimatstadt, in der Zeitung gelesen. Die völlig überschuldete Stadt, auf deren, na, sagen wir “Haushalt”, der Landrat die Hand hat, muss in den nächsten knapp 10 Jahren über 60 Millionen sparen. Geld kommt aus dem Stärkungspakt II – fordert aber dadurch eben radikales sparen.

Die politische Gemengelage in Moers machen die Angelegenheit nicht einfacher. Insofern haben Kämmerer und Bürgermeister keinen leichten Stand. Insbesondere, wenn die tatsächliche Umsetzung unterm Strich bedeutet, dass Moers endgültig unattraktiv wird zum Wohnen und Gewerbeansiedlung.

Die Einnahmenerhöhungen, die angedacht sind, dürften dabei ein Knackpunkt sein. Demnach hätte Moers dann mit die höchste Gewerbesteuer am Niederrhein – abgesehen von den Grundsteuern – und täte sich noch schwerer, Gewerbeansiedlung zu akquirieren. Inwieweit sich das auch auf bestehendes Gewerbe auswirkt muss man sehen. Aber da ein Augenmaß zu finden ist sicherlich nicht einfach. Insbesondere dazu ja noch Erhöhungen von Verbrauchsabgaben wie Wasser vorgesehen wären. Zu dem sollen bestimmte Beiträge erhöht werden wie Kita-Gebühren oder Vergünstigungen gestrichen werden. Alles in allem kommen da ja noch die steigenden Energiegebühren hinzu, für die Moers nichts kann, was sich aber mit den Ausgaben der Bürger und Betriebe subsummiert. Und ob man dann noch Neubürger oder Neuansiedlung von Gewerbe hinbekommt wenn man in anderen Städten billiger davon kommt….

Gewinnausschüttungen von ENNI und Sparkasse sollen in den Haushalt fließen – was wiederum bedeutet, dass diese Gelder nicht mehr in Sport und Kultur etc. fließen. Was nicht weiter schlimm ist, da die Stadt nach den Streichlisten ohnehin keinen Sport oder Kultur mehr fördern würde. Daneben fallen Stadtteilbibliotheken weg oder die Zuschüsse für Art-Comedy oder Moers-Festival. Was man sicher durch Sponsoring und Beteiligung der Liebhaber, also Zuschauer/hörer, auffangen kann. Oder? Und welche Stadt braucht schon ein Schloßtheater – geht doch ohnehin nur die Nomenklatura hin. Ja, die Entscheidungen werden hart diskutiert werden.

Dabei kommt am wenigsten zur Verwaltung selbst. Von 100 zu streichenden Stellen erreicht man nach den Sparvorschlägen grade mal ein Drittel. Und bei der Politik, also dem Rat, wird wohl gar nicht gespart. Selbst, wenn es nur symbolischen Charakter hätte. Und mal ehrlich: Braucht eine Stadt mit 107.000 Einwohner wirklich 3 stellvertretende Bürgermeister? Die Stadt ist nicht so bedeutend wie sie sich gerne sieht – und wird es nach dem Streichkonzert noch weniger sein. Ach so, die Zuschüsse für Wohlfahrtsverbände werden vielleicht auch gestrichen. Dabei könnten diese doch städtische Aufgaben übernehmen. Im Gegenzug könnte man die entsprechenden Stellen in der Verwaltung streichen. Gleichstellung ginge doch auch bei “Frauen helfen Frauen” – Sozialberatung wird durch die MALZ vorgenommen usw…..

Na, ich bin gespannt auf die politische Diskussion in MOers in der nächsten Zeit.

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Und? Was wählst Du so?

Es gibt ein Wahlgeheimnis – also bleibt im Dunklen was ich wähle. Denn selbst wenn ich die Partei meines Vertrauens wähle muss es ja nicht die sein von der ich behaupte dass ich es täte.

Gleichwohl, der Wahl-o-mat für die NRW-Wahl zeigt schon welche Richtung ich gehe. Die Reihenfolge ist CDU, FDP, Freie Wähler, Grüne. SPD, Linke weit hinten, ebenso die Piraten. Und gar nicht die unsägliche ProNRW. Was mich unheimlich beruhigt. Und vielleicht den einen oder anderen verwundert: Manfred und CDU?!

Na, ich bin seit 1998 CDU-Mitglied und war schon stellvertretender Vorsitzender im Ortsverband und das auch in der CDA. Mein loses Mundwerk und der fehlende Wille zur Diplomatie verhindern aber dass ich da weiter mache. Ich bin nicht so zum Politiker geboren, glaube ich. Und ein Atheist in der CDU?! Ja, das geht. Ich störe mich weniger am “C”, sondern sehe es als Chance. Nämlich eine Politik für den Menschen zu machen.

Mich wundert manchmal die Nähe zur FDP – wenn man aber weiß, dass ich für so wenig Staat wie möglich bin und sehr auf die Freiheit des Einzelnen setzte wundert es wieder nicht. Und so kommt auch eine Nähe zu Freien Bürgern zustande. Gleichzeitig bin ich stark an ökologischen Themen, an Umweltschutz interessiert – was die Grünen an 4. Stelle erklärt.

Natürlich kann man den Wahl-o-Mat manipulieren indem man eben die Positionen der Parteien zu den Themen kennt und entsprechend antwortet so dass es automatisch zum gewünschten Ergebnis führt – aber das habe ich mir verkniffen. So gut das geht.

Noch eine Woche, dann wird in NRW gewählt. Und das Ergebnis scheint schon fest zu stehen. Rot-Grün werden, Kraft-voll, eine eigene Mehrheit erlangen. Die FDP wird es knapp schaffen, die Piraten auch, und die Linke wohl nicht. Zumindest, wenn man den Umfragen Glauben schenken darf. Es scheint so, als ob. Hannelore Kraft macht es schon geschickt.

Und damit hat eine Politik freie Fahrt, die ich nicht gut heiße. Also, zum Beispiel Neuverschuldung, um in die Kinder zu investieren, damit die später die Chance bekommen, die Schulden zurück zu zahlen? Ich weiß nicht – das ist wohl der falsche Ansatz. Anstatt jede Menge Geld in die verschiedensten Projekte zu schütten wäre es sicher sinnvoll, das vorhandene Geld in die Zukunft der Kinder zu stecken. Und was über bleibt dann anderweitig zu verteilen.

Schule, dass ist auch so ein Thema. Sicher hat man da einen Kompromiss gefunden. Aber ob der wirklich sinnvoll ist…. Und noch eine Schulform. Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Gesamtschule, Sekundarschule. Da soll noch einer durchblicken. Mir scheint, die Menschen hier sollen dumm gehalten werden. Denn dumm lässt sich gut regieren. Der Wunsch der SPD, dass alle die Chance haben sollen das Abitur machen zu können führte doch wohl nur dazu, dass die Anforderungen so weit gesenkt wurden, dass das Niveau teilweise unter denen zum Hauptschulabschluss in den 70ern liegt. Chancengleichheit? Irgendwie schon. Ich glaube aber, dass eine gute schulische Förderung nicht von einem Schulsystem abhängt. Es gibt Länder mit mehrgliedrigem Schulsystem, die bei Pisa vorne liegen und welche, die nur eine Schulform haben. Nein, es liegt an der Wissensvermittlung. Nicht am System. Und auch nicht an einer Differenzierung.

Wie auch immer. meine Kinder sind aus dem Gröbsten raus.

Was mich sehr stört ist, dass “der Staat” den Bürger immer weiter entmündigt. Bestes Beispiel ist der Streit um die E-Zigarette. Was geht die Ministerin an, was die Bürger da in sich stopfen? Muss jeder selbst wissen was er sich da antut. Ebenso gilt das für das Nichtraucherschutzgesetz. Da gibt es eine mehr als ausreichende Regelung – aber man will die Freiheit des Bürgers noch weiter einschränken. Und das entspricht der Sicht der Sozialisten. Egal, ob Grün, SPD oder Linke: Den Bürger vorschreiben was gut für ihn  ist.

Und natürlich ist das jetzt völlig überzogen dargestellt. Die Umtriebigkeit der Parlamentarier ist allein dem Umstand geschuldet ihre eigene Existenz zu rechtfertigen. Deswegen wird regelmäßig eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Eine wirkliche Aufgabenkritik setzt sich keiner aus.

Nichts desto trotz gehe ich natürlich wählen. Am 13. Mai ist Landesmuttitag – da geht keine Kraft verloren. Hauptsache, es geht weiter. Irgendwie.

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Da wächst schon Grass drüber

Da hat also der Günter Grass ein Gedicht geschrieben und in der Süddeutschen veröffentlicht. Und die Welt, zumindest die Deutsche, regt sich königlich auf.

In diesem Gedicht, dass so gar nicht als solches wirkt, bringt der Künstler seine Sorge, ja: Angst, zum Ausdruck, die ihn umtreibt denkt er an die brisante Lage in Nahost. Und das ist im Prinzip sogar löblich. Denn diese Sorge, ja: Angst, kann man durchaus teilen. Und trotzdem. Irgendwie wird dem Günter da ein Antisemitismus unterstellt. Mal mehr, mal weniger offensiv.

Und ich glaube, dass wird durch seine Wortwahl provoziert. Womöglich sogar gewollt. Eigentlich ganz sicher – denn er hat die Reaktionen darauf schon vorweg genommen. Und scheint sich seinem latenten Antisemitismus, der sich als Israel-Kritik tarnt, durchaus bewusst zu sein. Wobei: Das ist bei Links-Intellektuellen durchaus immanent.

Kritik an Israels Politik bedeutet noch lange nicht Antisemitisch zu sein – eine Kehrung der Täter – Opfer Relation kann es aber schon sein. Dass muss nicht einmal bewusst geschehen. Sondern durch das Geschriebene von allein zum Ausdruck kommen.

Nein, einen Gefallen hat sich Grass mit dem Gedicht nicht gemacht. Zu sehr gemahnt es an Pennäler – Prosa, was für einen Literaturnobelpreisträger doch zu wenig erscheint. Er kann es besser. Auch wenn man ihm eine große Besorgnis über die Lage in Nahost unterstellen darf. Ich unterstelle auch mal, dass der die Worte beherrschende Schriftsteller diese auch diesmal gezielt so gesetzt hat. Und hat damit Raum geschaffen für Interpretation und Platz für sich zur Relativierung. Beides geschieht auch.

Die Provokation ist wohl kalkuliert. Wenn es nicht Günter Grass, oder ein ähnliches Kaliber, gewesen wäre hätte dieses Poem nicht die geringste Chance überhaupt beachtet zu werden. Das ist es auch, was Grass erreichen wollte. Etwas angeblich Unaussprechbares Gehör zu verschaffen – das erinnert fatal an den unsäglichen Sarrazin, der auch etwas sagen musste damit es mal gesagt wird weil es mal gesagt werden musste. Obwohl das schon lange gesagt wurde was angeblich so Unaussprechbar ist.

Kritik an Israel, auch aus Deutschland, ist zulässig und wird auch geübt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist, gerade für Deutsche, wirklich nicht einfach, die richtigen Worte zu finden die so schnell die …rechten…Worte scheinen. Aber gerade die Siedlungspolitik Israels steht nicht nur international am Pranger, sondern auch im eigenen Land. Was nicht zur Debatte stehen darf ist das Existenzrecht Israels. Und hier kommt dann die Kritik Grass’ ins Spiel. Israel hat demnach ein Existenzrecht – darf es aber nicht verteidigen.

Diejenigen, die Israel auslöschen wollen, sitzen gleich nebenan. Seit der Gründung Israels, die nach dem Holocaust mehr als Berechtigung hat, steht Israel mit dem Rücken zur Wand. Wird kein Krieg gegen Israel geführt sorgen Selbstmordattentäter für Unruhe. Dass Israel hier bei der Prävention und zur eigenen Sicherung vielleicht auch über das Ziel hinausschiesst (!) ist selbst den Israelis bekannt und wird, auch von deutschen Politikern angesprochen.

Es ist immer noch eine besondere Beziehung, die wir als Deutschland zu Israel haben. Müssen. Denn ohne die Unsagbaren Verbrechen, die Deutsche an Juden ausgeübt haben müsste dieser Staat Israel nicht bestehen. Es ging dabei nicht um die Gründung eines Staates aus irgendwelchen biblischen Motiven um eine Restauration der Geschichte zu bewirken. Sondern Juden ein sicheres Zuhause zu bieten. Eine Zuflucht. Denn, die Geschichte mahnt es, waren Juden immer wieder Progromen ausgeliefert. Die industrialisierte Vernichtung jüdischen Lebens durch die Nazis war der grausame Höhepunkt, der letztendlich und konsequenter Weise in die Gründung Israels führte.

Und genau daran störte sich die intellektuelle Szene, die in der Regel doch eher im Sozialismus – also links – angesiedelt ist. Die Szene, die später auch Sympathie für die RAF und deren Ableger hatte, stand natürlich auf der Seite der Geknechteten. Und das waren aus der Sicht dieser selbsternannten Denkelite natürlich die Palästinenser, denen man so ruchlos das Land weggenommen hatte.

Es ist diese Szene der Links-Intellektuellen, die bestimmte und bestimmt, welches die richtige politische Meinung zu sein hat, die festlegt, welches die richtige Literatur ist und die wahre Musik (z.B. Free-Jazz, dass so unglaublich verkopft ist. Da hat der weiße Mann dem schwarzen Mann glatt die Musik geklaut und bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt) ist.

Und es ist diese Szene, die sich Grass wohlwollend schreiben wollte. Und anscheinend noch will. Was letztendlich nur bedeutend: Was Grass da von sich gibt ist nicht mehr als ein Hilferuf um Aufmerksamkeit. Damit diese Szene ihn weiter goutiert.

Da wird doch noch Grass drüber wachsen.

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Nationale Identität – Eine neue deutsche Frage?

Heute wird der Bundespräsident gewählt – oder die Bundespräsidentin.  Egal, wer gewinnt – wohl Joachim Gauck – wird der Präsident nicht vom Volk gewählt. Mit Gnade der politischen Parteien sind allenfalls ein paar Prominente beteiligt. Aber der Bürger an sich steht außen vor. Und das bei dem Mann, der Frau, die ihn präsentieren soll.

Im besten aller deutschen Staaten ist es mit Basisdemokratie nicht gut bestellt. Der Bürger gibt bei der jeweiligen Wahl seine Stimme an einen Volksvertreter. Und ist sie damit los. Von auf kommunaler Ebene zugelassenem Bemühen um mehr Beteiligung des Volkes ist eine Beteiligung so in Ländern  und Bund nicht vorgesehen. Im Prinzip als Nachlauf dem dunkelsten  Zeitraum deutscher Geschichte geschuldet.

Eine deutsche Identität war nach dem Dritten Reich auch nicht vorgesehen. Und nachdem fast zwangsläufig passierte was so damals in Westdeutschland kaum  einer wirklich wollte, nämlich der Zusammenwucherung beider deutscher Staaten, war es immer noch suspekt nach einer deutschen Identität zu fragen. Deutsche Leitkultur, überhaupt Deutsche Kultur, die Frage nach dem, was „Deutsch“ eigentlich ausmacht: alles nicht erwünscht im Hinblick auf die Vergangenheit. Wer dennoch danach fragte war schnell im Verdacht ein Nazi zu sein. Zumindest irgendwo in die National-Deutsche Ecke gedrängt.

Als ich den Artikel in der „Süddeutschen Zeitung“ las fragte ich mich spontan, wie man auf die Idee kommt, die Präsidentenwahl mit der Suche nach der deutschen Identität in Zusammenhang zu stellen. Und frage mich das nach dem lesen des Artikels immer noch.

Ich glaube nicht, dass die Bevölkerung nach der Suche nach einer „Deutschen Identität“ ist. Es ist eher ein Ding der politischen Klasse und hin und wieder der Medien auf der Suche nach Antworten auf Fragen die keiner stellt .

Deutsche Geschichte, die angeblich mit der Gründung des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation begann, gibt eine deutsche Identität nicht her. Regionale Identität eher schon, aber eine gesamtdeutsche Identität war nicht im Bewusstsein der Menschen. Auch die Schaffung einer hochdeutschen Sprache durch Luther schaffte keine Identität, wie vielleicht in Frankreich, dass sich ja durch die Sprache definiert. Vielleicht durch die Schaffung eines deutschen Reiches durch die Preußen 1871 in Verbindung des Gefühls der Revolution von 1848 wurde so etwas wie ein Zusammengehörigkeit geschaffen – überhöht erst durch den 1. Weltkrieg. Und verstärkt durch das Naziregime 20 Jahre später.

Ich erinnere mich an die Karten im Erdkunde- und Geschichtsunterricht, die neben den damals aktuellen Grenzen auch immer die Grenzen Deutschlands 1937 zeigten. Und das war das Deutschland, dass die Nationalisten gerne gehabt hätten.

Den typischen Deutschen gibt es ebenfalls nicht. Viele regionale Eigenheiten verhindern diesen Typus. Menschen im Ruhrgebiet sind etwas anders gestrickt als z.B. Bayern. Der „Deutsche“ ist zumeist eine Karikatur der ausländischen Medien, dessen Eigenschaften ebenso auf Engländer oder Franzosen übertragbar sind. Auch wenn man es immer wieder kolportiert: Den „Deutschen“ gibt es nicht. Das, was die Klammer ist, dass nennt sich Grundgesetz. Die Menschen, die hier leben, haben zu unterschiedliche Abstammungen, als dass sich eine besondere deutsche Identität herausbilden könnte. Eine multikulturelle vielleicht noch.

Und darüber sollte auch nicht ein „Spass-Patriotismus“ wie zur Fußball-WM 2006 oder ähnlicher Veranstaltungen hinwegtäuschen: Es gibt keine deutsche Identität, hat es nie gegeben und sollte es auch nie geben.

Bundespräsident und nationale Identität – Gauck und die neue deutsche Frage – Politik – sueddeutsche.de

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